„Ich predige, als ob Christus gestern gekreuzigt worden wäre, heute auferstanden wäre und morgen wieder auf die Erde kommen würde.“ (Martin Luther)

Donnerstag, 15. Juli 2010

Sie sind weg!

Erst heute fiel es mir auf. Erst heute! Eigentlich hätte ich es schon längst gemerkt haben sollen. Ja, müssen! Wie konnte ich das nur übersehen? Wie konnte ich es nicht gemerkt haben? Sie sind weg!

Jeden Tag schaue ich aus dem Fenster meines Büros. Monatelang habe ich mich an ihnen erfreut. Im Winter, im Frühling und auch noch im Sommer. Ja, mir war aufgefallen, dass das  Gras immer länger wurde, aber ich habe nicht soweit gedacht, mich zu fragen, woran das wohl lag. Die Schafe sind weg! Tagaus, tagein habe ich sie grasen sehen, hab beobachtet, wie sie durch den Schnee hindurch ihr Futter fanden oder wie sie im Frühsommer geschoren wurden und zunächst wie ein nacktes Häufchen Elend aussahen. Jetzt sind sie weg. Naja, der Nachbar wird hoffentlich wissen, wo sie sind. Darum brauche ich mich nicht zu kümmern.

Mir kommen andere Schafe in den Sinn. Mit-Schafe, die auch zur Herde des Guten Hirten, Jesus, gehören. Monatelang, jahrelang sind sie mit uns in derselben Herde. Wir freuen uns aneinander, wärmen einander, nähren uns miteinander, sind zufrieden miteinander und folgen dem Guten Hirten miteinander. Und dann wird in der Herde plötzlich etwas anders. Ja, etwas wird anders - aber wir denken nicht soweit, uns zu fragen, was es ist. Wir haben ja noch Futter, Wasser, Sonne und Unterkunft und auch der Gute Hirte ist noch da. Also nehmen wir die Veränderung nur im Halbbewusstsein wahr und fragen uns nicht weiter, woran die Veränderung liegt. Und dann trifft es uns eines Tages wie ein Blitz: einige Schafe sind weg!

Zunächst waren sie nur noch sporadisch mitgezogen; hatten andere Weide gefunden. Nicht mehr bei der Herde, nicht mehr die gute Weide, die der Gute Hirte selbst ausgesucht hatte, nicht mehr das frische, lebensspendende Quellwasser, nicht mehr die sicheren Plätze, wo man unter Seiner Obhut ruhen konnte - aber eben "andere" Weide. Weder nahrhaft, noch schmackhaft -anders eben. Und dann waren sie eines Tages ganz weg geblieben. Es gab so viele Neues zu sehen auf der anderen Wiese. Und die Herde schien sie ja eh nicht zu vermissen. Niemand drängte sie liebevoll, sich zur Herde zu halten. Niemand erinnerte sie, wie gut der Gute Hirte wirklich war und wie nötig zum Überleben. Ja, die Stimme des Guten Hirte, der ihren Namen kannte, rief sie in ihren Herzen. Aber der Herde fiel ihr Fehlen kaum auf. Sie merkten zwar, dass was anders war, aber sie fragten sich nicht, was es wohl war.

Ich danke Jesus, meinem Herrn, dass Er mir immer wieder nachgegangen ist, wenn ich eigene Wege gegangen bin. Der Gute Hirte kümmert sich! Ich danke Ihm auch für seine Kinder, meine Mit-Schafe, die mir in Seinem Namen nachgegangen sind, die meine gefährlichen Alleingänge gemerkt, und sich aufgemacht haben, mich zur Herde zurück zu bringen.

Dass der Gute Hirte uns doch die Augen öffne und uns erinnert an die, die eigene, gefährliche Wege gehen. Dass der Gute Hirte uns doch merken und fragen lässt, warum plötzlich etwas "anders" ist als bisher. Der Gute Hirte geht dem verlorenen Schaf nach. Aber Seine Füße, Lippen und Hände sind oftmals wir. Uns schickt Er hinterher, um Seine Liebe, Seine Geduld und Seine Fürsorge zum Ausdruck zu bringen. Wir sind es, die in Seinem Namen besuchen, telefonieren, Mails schreiben, praktische Hilfe leisten, ermahnen und ermutigen. Du und ich!

"Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen …" (Jakobus 1:27)
"Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!" (Matthäus 25:40)
"Brüder, wenn auch ein Mensch von einer Übertretung übereilt würde, so helft ihr, die ihr geistlich seid, einem solchen im Geist der Sanftmut wieder zurecht; und gib dabei acht auf dich selbst, daß du nicht auch versucht wirst! Einer trage des anderen Lasten, und so sollt ihr das Gesetz des Christus erfüllen!" (Galater 6:1-2)

2 Kommentare:

  1. Ich mag deinen Humor :-) Das Schaf, was hier schreibt, wollte gestern grasen kommen, hatte aber Angst, sein Lamm bei dem Sturm alleine zu lassen... viele Grüße Mimi

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  2. Der Sturm war echt besorgniserregend. Hat mich fast beim Predigen abgelenkt. Zum Glück nur kurz. Und zum Glück wohnen wir in NK. Da flacht es immer etwas ab. Bis danne.

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