„Ich predige, als ob Christus gestern gekreuzigt worden wäre, heute auferstanden wäre und morgen wieder auf die Erde kommen würde.“ (Martin Luther)

Mittwoch, 21. November 2012

Biblische Poesie

Der Eintrag gestern schloss mit dem Vers aus Prediger 12:1. Als ich den Verse im Zusammenhang las, musste ich neu staunen über die herrlich poetischen Worte des Kapitels. In wenigen Versen wird das Alter beschrieben, eingeleitet von der Aufforderung, den Herrn kennenzulernen, bevor das Alter uns erreicht. Das ist wichtig, damit wir in den Jahren, von denen wir sagen ‚Sie gefallen mir nicht’ nicht zum Griesgram und Murrkopf werden. Der Abschnitt über das Alter klingt aus mit dem Hinweis: Das Beste steht noch vor uns!

Vielleicht läßt sich der Eine oder Andere, wie ich, begeistern von der poetischen, bildhaften Beschreibung des alten Menschen. Darum, mit nur wenigen Erklärungen (braune Farbe) hier den Text aus Prediger 12:1-7:

1 Und gedenke an deinen Schöpfer in den Tagen deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre herannahen, von denen du sagen wirst: »Sie gefallen mir nicht«;

2 ehe die Sonne und das Licht, der Mond und die Sterne sich verfinstern und die Wolken nach dem Regen wiederkehren;
Energie, Kraft und das Licht der Jugend nimmt ab und die Dämmerung setzt ein

3 zu der Zeit, wenn die Hüter des Hauses zittern
die Hände beginnen zu zittern

und die Starken sich krümmen
die Beine beginnen zu wanken und sich zu krümmen

und die Müllerinnen aufhören zu arbeiten, weil sie zu wenige geworden sind,
manche Nahrung wird mühsam zu essen, die Zähne fallen aus,

und wenn trübe werden, die aus dem Fenster schauen;
die Sehkraft nimmt ab

4 wenn die Türen zur Straße hin geschlossen werden
der Mund bleibt geschlossen, die Lippen still

und das Klappern der Mühle leiser wird, wenn man aufsteht beim Vogelgezwitscher und gedämpft werden die Töchter des Gesangs;
das Gehör läßt nach und die vertrauten Geräusche des Lebens verstummen

5 wenn man sich auch vor jeder Anhöhe fürchtet
Unsicherheit und Mühe, die Angst, im Alter zu fallen

und Schrecknisse auf dem Weg sieht;
alles erscheint plötzlich problematischer und erschreckender als zuvor

wenn der Mandelbaum blüht
das Haar wird weiß

und die Heuschrecke sich mühsam fortschleppt
Die Bewegungen werden mühsam und unbeholfen

und die Kaper versagt — denn der Mensch geht in sein ewiges Haus,
was bis zum Alter möglich war, nimmt ab, wird unmöglich, geht auf ein Ende zu

und die Trauernden gehen auf der Gasse umher —;
mehr und mehr gleichaltrige Freunde sterben, Trauer nimmt zu

6 ehe die silberne Schnur zerreißt und die goldene Schale zerspringt
an der silbernen Schnur hängt die goldene Schale mit dem Licht. Die Schnur reist, das Licht (des Lebens) fällt und erlischt.
Andere vergleichen die silberne Schnur mit dem Rückgrat und die silberne Schale mit dem Gehirn. Beides gibt im Alter immer mehr nach.

und der Krug an der Quelle zerbricht und das Schöpfrad zerbrochen in den Brunnen stürzt,
das Wasser, das zum Leben und Überleben so nötig ist, kann nicht länger geschöpft werden. Das Lebenselixir zum Überleben zerbricht.

7 und der Staub wieder zur Erde zurückkehrt,
der Tod ist unvermeidlich

wie er gewesen ist, und der Geist zurückkehrt zu Gott, der ihn gegeben hat.
Aber das Ende (dessen, der auf Gott vertraut, wie der Schreiber Salomo) ist die Rückkehr in die Hand des Schöpfers.

Herrliche Worte eines großen, weisen Predigers. Geschrieben im Auftrag Gottes.

Irgendwo deprimierend – und dennoch schön. Vor allem der Ausblick auf die Zeit nach dem Alter. Kein Wunder, dass die Einleitung mit den Worten beginnt: 

1 Und gedenke an deinen Schöpfer in den Tagen deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre herannahen, von denen du sagen wirst: »Sie gefallen mir nicht«;

Warte nicht, Dich auf die Begegnung mit dem Schöpfer vorzubereiten, bis  Du alt, schwach und miesepetrich bist. Bereite Dich vor, solange Du im Vollbesitz Deiner Kraft und Resourcen bist. Das wird Dir Kraft geben, an Seiner Hand durch die dunklen Tage des Alters zu gehen.

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