„Ich predige, als ob Christus gestern gekreuzigt worden wäre, heute auferstanden wäre und morgen wieder auf die Erde kommen würde.“ (Martin Luther)

Samstag, 11. März 2017

Aus aktuellem Anlass: Marcel Heße

Teil 4 unserer Samstagsserie „Teuflische Strategien“ wird aus aktuellem Anlass auf Montag verschoben.

Fast stündlich sickern neue Informationen durch über Marcel Heße, den Kindermörder von Herne. Ganz Deutschland hat angespannt und zum Teil paranoid auf seine Verhaftung hingefiebert. Überall wurde er fast gleichzeitig gesehen. Gestern wurde er in seiner Heimatstadt Herne, nicht weit von seinem Wohnort, festgenommen. Er stellte sich freiwillig, nachdem er zwei Menschen brutal ermordet hatte.

Eigentlich hatte Marcel gar keinen anderen Menschen, sondern sich selbst umbringen wollen. Die Furcht, den Internetzugang durch einen geplanten Umzug zu verlieren, und die Absage eines Jobs bei der Bundeswehr ließen ihn zwei Suizidversuche unternehmen, die beide misslangen. Alternativ wollte er etwas knastwürdiges begehen. 2 Morde folgten.

Ich habe die Nachrichten in diesen Tagen verfolgt, immer wieder mal auch an meine Enkel denken müssen. Ich war erleichtert, als der Mörder gefasst wurde. Ganz Deutschland möchte nun eine gerechte Strafe für Marcel Heße, den schrecklichen Mörder, der sicher lebenslangen Knast verdient hat.

Dann kam mir ein anderer Mörder in den Sinn: Ich, Wolfgang. Ja, ich musste an mich selbst denken, wie ich gemordet habe – und mit welcher Leichtigkeit ich den Mord abtue. (Ich wurde freigesprochen und nach diesem Freispruch kann ich nicht mehr für dieses Verbrechen angeklagt werden). Aber verdient hätte ich’s! Wie mir ergeht es unzähligen Mördern auf der Welt. Wir wurden freigesprochen, man könnte auch sagen: begnadigt. Gottes Wort sagt:

„Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder; und ihr wisst,
dass kein Mörder ewiges Leben bleibend in sich hat.“ (1. Johannes 3:15)

Ich bin kein Mensch, der hasst. Ich kann mich nicht erinnern, jemanden lange „gehasst“ zu haben. Aber ich kann mich nicht von gelegentlichem Hass freisprechen. Und damit bin ich zum Mörder geworden.

Was mich erschreckt ist, wie (berechtigterweise) schockiert auch wir Christen über die Morde in Herne sind und wie fordernd auch wir (legitimerweise) sind, dass Marcel hart bestraft wird. Er hat sich in grausamer, herzloser Weise an einem jungen Menschen vergriffen und dessen Eltern und  Geschwistern unbeschreibliches Leid zugefügt. Er hat sich an der Menschheit versündigt!

Aber ich bin so wenig entsetzt über meinen eigenen Mord, meinen Hass, der – in den Augen Gottes – den Anderen ermordet hat. Ich sage: „Ja, aber dass ist ja nur bildlich. Ich habe mich ja an niemandem vergriffen, habe niemandem das Leben genommen!“  Richtig! Meine „Opfer“ leben noch alle. Aber die Tat ist geschehen! Sie ist als verurteilenswerte Tat vermerkt und darauf steht die Todesstrafe. „Ja, aber die gibt’s ja gar nicht mehr bei uns. Ist doch alles irgendwie an den Haaren herbeigezogen!“  Falsch! Gottes Wort sagt, dass mein Bruderhass als Mord vermerkt ist und Gottes Wort sagt (Matthäus 5:22):

„Schon der, der nur zornig auf seinen Bruder ist, wird verurteilt!
Wer zu seinem Freund sagt: `Du Idiot!´, den erwartet das Gericht.
Und wer jemanden für verrückt erklärt, 
dem droht das Feuer der Hölle.“

Sicher habe ich kein Verbrechen à la Marcel Heße gegen die Menschlichkeit begangen. Schlimmer: ich habe ein Verbrechen à la Satan gegen die Göttlichkeit verübt.
… und bin zu meinem Entsetzen weniger schockiert über – und mehr tolerant mit mir, als ich es in den letzten Tagen mit dem Doppelmörder Heße war. Und – bei allem Respekt – ich vermute, es geht uns allen so.

„Herr, gib uns ein heiliges Entsetzen
und einen tiefen Schock über unsere Sünden, 
besonders auch die gesellschaftsfähigen!“

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