„Ich predige, als ob Christus gestern gekreuzigt worden wäre, heute auferstanden wäre und morgen wieder auf die Erde kommen würde.“ (Martin Luther)

Mittwoch, 6. September 2017

Die Blümchen in Gottes Garten


Ich gebe zu: Ich habe nicht immer so gedacht. 

Zum einen der Eifer der Jugend, zum anderen die fehlende Weisheit des Alters und sicher noch einige Gründe mehr hatten meinen Horizont eingeschränkt wie die Scheuklappen den Blick eines Pferdes einschränken. Mittlerweile hat Gott mir ein weiteres Herz geschenkt als ich es vor einigen Jahrzehnten noch hatte. Nein, ich bin keinen Deut weniger bibeltreu als damals. Mein Glaube ist nicht liberaler geworden und meine Liebe zu Jesus und Seinem Wort ist gewachsen, nicht geschrumpft. Aber mein Herz für Gottes Blumenbeet ist weiter geworden.Gott sei's gedankt!

Während der Bibelschulzeit war es unser Theologielehrer, der immer wieder darauf hinwies, dass „in Gottes Garten viele Blümchen wachsen!“ Damit wollte er uns Studenten vermitteln, dass es außer unserer Denomination, unserem christlichen Hintergrund auch wiedergeborene Christen gibt, die hier und da anders denken und ihren Glauben ausleben.

Das ist für viele schwer zu begreifen. „Wer nicht in allem genauso glaubt wie wir, genauso singt wie wir, die Gemeinde nicht genauso leitet wie wir, und in der Theologie unsere Meinung teilt, der ist suspekt!“ – so scheinen es viele zu halten. Wie die Jünger des Johannes um "ihre Gruppe" besorgt waren und zu ihrem Lehrer sagten: "Meister, der bei dir war jenseits des Jordans, von dem du Zeugnis gegeben hast, siehe, der tauft, und jedermann kommt zu ihm." (Johannes 3:26), so sind viele Christen heute besorgt: „Wenn meine Denomination noch nicht in einer Stadt vertreten ist, fehlt der wahre Glauben, durch den Gott am Besten wirken kann.“ Diese Einstellung ist nicht auf nur eine der vielen christlichen Konfessionen beschränkt. Diese Einstellung findet sich bei (fast) allen Konfessionen im christlichen Bereich. Im asiatischen Ausland haben wir in einer Stadt gelebt, in der es sicher um die 10 Baptistengemeinden gab. Alle gehörten ihrer eigenen Denomination an. Dazu kamen dann die Methodisten, die eher protestantisch geprägten Kirchen und weitere Freikirchen.Was würde Jesus wohl zu jemandem sagen, der mit der Einstellung kommt: "Aber meine Gruppe ist noch nicht vertreten"? Vielleicht würde Er sagen: "Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Ich habe ein großes Volk in dieser Stadt!" (Mk 9:40; Apg 18:10) 



Jeden Sommer staune ich neu über die Blumenvielfalt, mit denen Gott uns allein in den verschiedenen Regionen Deutschlands beschenkt. Gott liebt Vielfalt, und mittlerweile glaube ich, dass es Ihm gar nicht so viel ausmacht, wenn auch in Seinem persönlichen Garten eine Vielfalt an Gemeinden herrscht. Ganz gewiss werden manche Gemeinden in meinem Heimatort durch ihre spezielle Farbe und ihren Duft Menschen anziehen, die unsere Gemeinde nie erreichen würde. Andererseits werden sich einige bei uns wohlfühlen, die woanders nur schwer Anschluss finden würden.

Jesus sagt in Johannes 10:16: Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden. 

Ganz früh in der Kirchengeschichte mussten verschiedene Blümchen in Gottes Garten lernen, einander zu lieben und zu akzeptieren. Juden und Heiden waren aus unterschiedlichem Holz geschnitzt. Ihr religiöser Hintergrund war unterschiedlich – daher auch theologische Auslegungen. Aber auch ihre Musik, ihre Kleidung und ihre kulturellen Gepflogenheiten werden unterschiedlich gewesen sein. Was erwartet Jesus nun von Jesusjüngern, die so unterschiedlich sind? Dass sie zweigleisig fahren? Dass sie – wenn auch mit Kälte – „einander stehen lassen.“ Dass sie einander behandeln wie Arbeitskollegen im selben Betrieb, jeder aber in einer anderen Abteilung? NEIN! Jesus sagt

Ein neues Gebot gebe ich euch, 
dass ihr einander lieben sollt,
damit, wie ich euch geliebt habe, 
auch ihr einander liebt.
Daran wird jedermann erkennen, 
dass ihr meine Jünger seid,
                             wenn ihr Liebe untereinander habt.
 (Joh 13:34+35)

Dazu reicht es keineswegs, zu behaupten, dass wir unsere Glaubensgeschwister (aus anderer Denomination) lieben, denn Johannes schreibt in 1. Johannes 3:18:

„Meine Kinder, lasst uns nicht mit Worten lieben noch mit der Zunge,
sondern in Tat und Wahrheit!“

Worte sind in Gottes Augen nicht genug, um die Liebe, die Er uns für unsere Geschwister ins Herz gegeben hat (Römer 5:5) auszudrücken. Es bedarf der Tat und der Aufrichtigkeit.

Darum, im Angesicht der Tatsache, dass in Gottes Garten so viele Blümchen Gottes wachsen, alle mit anderem Duft, anderer Farbe und anderem Aussehen …
Und im Angesicht der Tatsache, dass die Anderen für Gott alle genauso viel wert sind wie wir und dass Er sie genauso gebrauchen möchte, wie uns …
Und im Angesicht der Tatsache, dass die Anderen in ihren Herzen vielleicht viel näher am Herzen Jesu sind als ich …

Im Angesicht dieser Tatsachen …

Geliebte, lasst uns einander lieben! Denn die Liebe ist aus Gott,
und jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott.
Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.
(1. Johannes 4:7+19)


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